Mit SPIN ins Dresdner Bewusstsein

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Wissenschaftsfestival zieht 8000 Besucher:innen an. Hochschule Mittweida krönt Science Night.

Ein gutgelaunter, rund 40 Jahre alter Mann mit Cap, Sonnenbrille und Weste steht mit einer jungen Frau und einem jungen Mann an einem Stehtisch. Der Mann mit Cap lacht herzlich.
"Hallo, Herr Professor!" Das Bild der grauhaarigen Eminenz ist an der HSMW häufig schief, wie Professor Richard Börner mit Cap und Sonnenbrille belegt. Foto: SMWK | Ben Gierig

Wer sich in der sächsischen Hochschullandschaft nicht auskennt, ist regelmäßig überrascht, was in der vermeintlich kleinen Hochschulstadt Mittweida alles Großes in der Wissenschaft passiert. Das gilt insbesondere für die drei Großstädte. ‚Die Stadt mit den meisten Studierenden pro Einwohner:in in Deutschland‘. ‚Das modernste akademische Medienzentrum Europas‘. ‚Zukunftsweisende Forschung, wie sie sonst an Universitäten beheimatet ist‘. All das und noch viel mehr wissen „Mittweida-Kenner:innen“ über die HSMW. Beim ersten SPIN2030 Wissenschaftsfestival erlebten es auch zahlreiche Dresdner:innen.

8000 Besucher:innen kamen am 8. und 9. März in die Technischen Sammlungen Dresden, um sich bei über 50 Wissenschaftseinrichtungen darüber zu informieren, womit sich die Forschenden des Freistaats Sachsen täglich beschäftigen – und was das für ihr eigenes Leben bedeutet. Vorne mit dabei: eine große Zahl an Forschenden der HSMW aus Biotechnologie, Forensik, Ingenieurwissenschaften, Informatik, physikalischer Technik und Sozialarbeit.

„Ich bin stolz und dankbar, dass wir mit dem Wissenschaftsfestival SPIN2030 so viele Menschen begeistern konnten. Das war und ist unser Ziel, denn Sachsen lebt heute und in Zukunft noch mehr von klugen Köpfen“, erklärte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow anschließend. „Die Lösung der großen Fragen unserer Zeit liegt in Wissenschaft und Forschung, sei es beim Klimawandel, für eine ressourcenschonendere und nachhaltigere Lebensweise oder in der Bekämpfung von Krankheiten. In der Forschung entstehen die Innovationen, die sich dann in Anwendungen und neuen Produkten und auch Unternehmen verwirklichen.“

Mittweidaer Transfer- und Forschungsstärke belegt

Die Überführung von Forschungsergebnissen in Anwendungen oder Produkte wird im Hochschulkosmos als Transfer oder Dritte Mission bezeichnet. „Da sind wir, verglichen mit anderen Hochschulen, sehr weit vorne. Die Forschung an der HSMW ist komplett anwendungsbezogen. Wir erforschen das, was die Wirtschaft benötigt und voranbringt“, konstatiert Professor Uwe Mahn, Prorektor Forschung der HSMW. „Mit unserer europäischen Hochschulallianz EURECA-PRO widmen wir uns genau den Themen, die der Minister herausstellt: verantwortungsvolles Konsumieren und Produzieren, eine ressourcenschonende und nachhaltige Lebensweise. Das dabei gewonnene Wissen bringen wir aktiv in die Region ein – wobei „Region“ bis in die Lausitz reicht, wo wir mit dem PAL-Projekt helfen, den Strukturwandel zu bewältigen.“

Nicht von ungefähr hat die Hochschule Mittweida im Jahr 2022 abermals einen Drittmittelrekord aufgestellt. Drittmittel sind jene Zuwendungen von öffentlichen oder privaten Institutionen, die nicht zum eigentlichen Hochschulhaushalt gehören. Es sind zusätzliche Mittel, die Forschung an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) erst ermöglichen. Denn anders als Universitäten erhalten die HAW kaum Mittel, um Grundlagenforschung zu betreiben. 17,3 Millionen Euro nahm die HSMW ein und investierte sie für die Region. Das ist bezogen auf die Zahl der Professuren ein bundesweiter Spitzenwert und in Sachsen der Spitzenplatz unter den HAW. Zahlen können die Bedeutung der Forschung jedoch kaum begreifbar machen. Genau deshalb brachten die Mittweidaer Forschenden zahlreiche Exponate mit zum Wissenschaftsfestival SPIN2030.

Einblicke mit Erlebniserkenntnissen

So ließen die Mittweidaer Medieninformatiker die Besucher:innen des Wissenschaftsfestivals in einem ihrer Fahrsimulatoren Platz nehmen. In Dresden erfuhr das Publikum dabei nicht nur praktisch, wie realitätsnah die Simulationen das Fahren in einem Auto mittlerweile abbilden.

Das Team von Professor Matthias Vodel erklärte praktisch, wie die vermeintliche Spielerei im Mittweidaer Living Lab Motion Simulation und Softwareentwicklung dazu beiträgt, die immersive Erfahrung zu verbessern; also die Simulation noch realitätsgetreuer zu machen, was neue Optionen in der Schulung von Fahrer:innen ebenso ermöglicht wie die Verbesserung von Fahrassistenzsystemen. Unter anderem arbeiten die Mittweidaer Medieninformatiker:innen dabei mit der österreichischen Marke KTM und dem Nürburgring ebenso zusammen wie mit IAV, einem der weltweit führenden Hochtechnologie-Dienstleister der Automobilindustrie.

Wissenschaft für die Kleinsten

Besonders im Fokus stand für die Mittweidaer Delegation beim SPIN2030 Wissenschaftsfestival, Interesse für Wissenschaft und Forschung beim jüngsten Publikum zu wecken. Biotechnologie-Professor Röbbe Wünschiers begeisterte, verkleidet als Biene, die anwesenden Nachwuchswissenschaftler:innen bei einer Spezialausgabe der Mittweidaer Kinderuni. Er erklärte den Kindern – und teilweise auch ihren Eltern – welche Bedeutung Bienen für den Erhalt der Biodiversität haben und auch für das leckere Obst auf dem Tisch.

Ähnlich beliebt waren die Workshops mit dem Team von Biophotonik-Professor Richard Börner. „Mit Licht und Lego den Bausteinen unseres Lebens auf der Spur“ bedeutete für mehr als 100 Teilnehmende, mittels der bekannten Klemmbausteine einen DNA-Strang zusammensetzen und diesen „Code“ mit einem eigens entwickelten „Lego-Sequenzer“ mittels optischer Sensoren erfasst und online einem Lebewesen zuzuordnen.

Zahlreiche Gespräche prägen Bild der HSMW neu

Am Stand der HSMW, an dem die Besucher:innen auch der Elektrolyse von grünem Wasserstoff mittels einer besonders kosteneffektiven Anode beiwohnen konnten, deren Entwicklung aktuell von der HSMW koordiniert wird, stellten sich zudem weitere Wissenschaftler:innen kritischen und interessierten Fragen. So berichtete Professor Stephan Beetz, wie Inklusion und Diversität zu Zukunftschancen werden können; Professor Thomas Villmann sprach mit den Gäst:innen über die Potenziale und Risiken von KI.

Für ein besonderes Highlight sorgte zudem Forensik-Professor Dirk Labudde: Er trat als Höhepunkt der Science Night am Freitagabend auf die Bühne des SPIN2030 Wissenschaftsfestival und nahm die Anwesenden mit auf einen kurzweiligen Exkurs in die Möglichkeiten der digitalen Forensik. „Nachts im Museum – kommen manchmal Dinge weg.“ lautete der Titel seines Vortrags, bei dem er erklärte, wie die Mittweidaer Forensiker die Ermittlungsbehörden nach dem Raub der 100-Kilo-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum und dem Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe unterstützten.

Über SPIN2030

Mit der Kampagne „SPIN2030. Wissenschaftsland Sachsen“ möchte das sächsische Wissenschaftsministerium die Vielfalt, Exzellenz und Attraktivität des Forschungsstandortes Sachsen einem breiten Publikum nahebringen. Hochschulen, die Berufsakademie Sachsen und außeruniversitäre Einrichtungen aus dem gesamten Bundesland beteiligen sich daran. Bereits im Januar hatte SPIN2030 in Mittweida Station gemacht. Im Rahmen der Reihe „Wissenschaftsland Sachsen erleben“ stellte sich Wissenschaftsminister Gemkow der Diskussion über Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz innerhalb der HSMW-Veranstaltungsreihe „Dialog Kontrovers“.